Episches und emotionales Finale der Reihe

• USA 2025
• Regie: Michael Chaves
• Laufzeit: 136 Minuten
Handlung: 1964: Ed und Lorraine Warren sind frisch verheiratet und arbeiten als „paranormale Ermittler und Dämonologen“. In einem Antiquitätenladen entdecken sie einen Spiegel, in dem ein Dämon haust. Das bösartige Wesen wird den Beiden so gefährlich, dass sie die Flucht ergreifen. Und nie wieder etwas mit dem verwunschenen Objekt und seinem Bewohner zu tun haben wollen. 1986: Die Familie Smurl leidet in ihrem Haus unter unerklärlichen Phänomenen, seit sie einen alten Spiegel angeschafft hat. Als die Warrens schließlich auf Umwegen zu den Smurls kommen, müssen sie feststellen: Ja, es ist genau der Spiegel. Und der Dämon darin hat es auf ihre mittlerweile erwachsene Tochter Judy abgesehen.
Besprechung: Auch auf diesen vierten Teil der Reihe trifft zu, was schon über seine Vorgänger gesagt wurde: Die wahren Fälle, die als Vorlage
dienten, werden ebenso verzerrt und fiktionalisiert dargestellt, wie die Warrens, die im echten Leben deutlich weniger charismatisch und interessant gewesen sein dürften. Ein Hauch von
Volksverblödung haftet der ganzen Reihe also weiterhin an. Auch kann man kritisieren, dass das Wirken der Dämonen in allen Filmen des sogenannten „Conjuverse“ – dazu gehören auch die
„Annabelle“- und die „The Nun“-Filme – recht beliebig wirkt. Wann, wie und warum können die bösen Geistwesen mit der Materie interagieren und zum Beispiel Dinge bewegen?
Aber natürlich muss man sich weder über das schale Authentizitäts-Getue der Filme aufregen noch am Leib-Seele-Problem verzweifeln. Denn immerhin sind die Conjuring-Filme
überdurchschnittlich gut inszeniert. Das gilt auch für das Finale, das mit dynamischer Kamera, detailverliebter 1980er-Ausstattung, einem klassischen Score von Benjamin
Wallfisch und richtig guten Darsteller*innen überzeugt.
Wie schon bei Teil 3 führte diesmal Michael Chaves Regie, anders als beim etwas unterkühlten Vorgänger setzte er diesmal aber stark auf Emotionen. So lässt sich „Conjuring 4“ viel Zeit, um die Eheleute Warren, ihre Tochter und deren Freund sowie die liebenswerte Smurl-Familie greifbar zu machen. Die kleinbürgerlichen Smurls, die mit drei Generationen unter einem Dach wohnt, ist angenehm laut und lebendig und neben den Warrens ein emotionales Zentrum des Films. Abgesehen von den Emotionen war Chavez diesmal auch das Epische wichtig. Die Geschichte hat etwas Getragenes und Finales und braucht satte 136 Minuten. Wer einen schnittigen Horrorstreifen will, könnte hier manchmal ungeduldig werden. Wer hingegen von dem bieder gekleideten Geisterjägerpaar und seinem Umfeld gar nicht genug bekommen kann, wird sich freuen. Anders gesagt: Der Film ist besser inszeniert und gespielt als geschrieben. Ein paar Straffungen hätten wahrscheinlich nicht geschadet. So findet die Geschichte, die lustigerweise das Fokussieren aufs Gute als Botschaft hat, erst spät ihren Fokus aufs Böse.
Natürlich gibt es auch vorher schon satte jumpscares und coole Gruselsequenzen, wie zum Beispiel die im Ankleideraum eines Brautmoden-Ladens. Aber die wirklich spürbare Gefahr für Leib und Leben, die bedrohlich manifeste Motivation der bösen Mächte, die Warrens zu zerstören, kommt erst spät zum Tragen. Dann aber immerhin mit Wumms. Das Finale liefert ab, wenn auch nicht mehr als die Endkämpfe in den anderen Teilen der Reihe.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Teil 4 stärker ausfällt als Teil 3, nicht aber als Teil 1 und 2. So endet die Saga um das (zumindest im Film) liebenswerte Dämonenjägerpaar also besser als befürchtet und schlechter als erhofft. Aber keine Angst: Annabelle und die Nonne werden sicher noch weiterspuken.
P.S.: Hätte ich nicht die eingangs erwähnten ethischen Probleme (auch mit) diesem Film, wäre die Bewertung etwas höher.
Trivia: Auch dieser (mutmaßlich) letzte Fall orientiert sich an einer wahren Begebenheit, die in den USA manchen als „Smurl Haunting“,
also „Smurl Spuk“ bekannt ist. Anders als im Film sollen sich die Geistererscheinungen im Hause Smurl in Pittston, Pennsylvania über einen langen Zeitraum (1974 bis 1989) erstreckt
haben, und waren vergleichsweise harmlos, um nicht zu sagen: ausgedacht.
Der Smurl-Fall wurde 1991 schon mal als zweistündige TV-Produktion namens „The Haunted“ verfilmt. Bereits 1986 erschien ein Buch mit dem gleichen Titel. Geschrieben hatten dieses erzählende
Sachbuch Familienmitglieder der Smurls zusammen mit dem Journalisten Robert Curran und – Ed und Lorraine Warren.
In einer Hochzeitsszene gibt es Cameo-Auftritte der echten Judy Warren und ihres Ehemanns Tony Spera. Spera arbeitet selbst als „Paranormalforscher“ und war als Berater bei den
Filmen „Conjuring“ und Conjuring 2“ tätig.
Mit 55 Millionen Budget ist das der teuerste Film der Conjuring-Reihe.
IMDB: 6.6 von 10
Letterboxd-Rating: 3.1 von 5
Hopsy-Rating: 3 von 5
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