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All the Boys Love Mandy Lane

Eigentümliche Abrechnung mit dem Jugendalter

USA 2006

 Regie: Jonathan Levine          

 Laufzeit: 90 Minuten

 

Handlung: Eine Highschool irgendwo im kleinstädtischen Texas: Mandy Lane ist schön und nicht an Jungs, Party oder dem Runtermachen anderer interessiert. Das macht alle ganz wild nach ihr. Die Typen wollen sie rumkriegen, die Mädchen mit ihr befreundet sein. Als Mandy mit ein paar Klassenkamerad*innen auf die Ranch eines Mitschülers fährt, um dort ein wildes Wochenende zu verbringen, eskaliert die Situation.

 

Besprechung: Das ist ein eigentümlicher Film. Als Slasher ist er mittelmäßig. Zwar gibt es ein paar spannende Sequenzen und ein paar nicht zu harmlose Kills, aber sowohl qualitativ als auch quantitativ empfiehlt sich der Film damit nicht für einen Platz in den Slasher-Charts. Audiovisuell ist „All the Boys Love Mandy Lane“ eine durchwachsene Angelegenheit. Die oft absichtlich überbelichteten Außenaufnahmen und gelbstichigen Farbfilter sollen sicher eine Hommage an Filme wie „Badlands“ (Terence Malick, 1973) oder „The Texas Chainsaw Massacre“ (Tobe Hooper, 1974) sein, wirken auf mich allerdings billig und haben – ähnlich wie manche Schnitte – diese schlecht gealterte 2000er-Ästhetik. Andererseits gibt es auch ein paar starke Bilder und vor allem einen Soundtrack und Score, der den nostalgisch-melancholischen Vibe des Films unterstreicht.

Ja, „All the Boys Love Mandy Lane“ hat etwas von einem bittersüßen Abgesang auf die Jugend. Man fühlt sich vielleicht wild und frei, ist aber eigentlich nur auf Äußerlichkeiten fixiert. Bin ich cooler als der? Bin ich hübscher als die? Denken die anderen, dass mein Schwanz zu klein ist? Hat meine Freundin recht, wenn sie mich „fett“ nennt? Dabei halten sich die Jugendlichen für rebellisch, reproduzieren in Wirklichkeit aber die Vorurteile und autoritären Strukturen der erwachsenen Mehrheitsgesellschaft. Eine Tragik, die viele Zuschauer*innen aus ihrem eigenen Leben im Rückblick kennen dürften. Dass der Film nicht an diskriminierender Sprache spart, ist einerseits recht typisch auch noch für ein Werk aus dem Jahr 2006 (und würde so heute nicht mehr gedreht werden), passt andererseits gut zum Jugendbild, dass der Film zeichnen will: Vergiften wir nicht unsere besten Jahre mit dieser normierenden Grausamkeit, Oberflächlichkeit und Ignoranz? Sollten wir nicht lieber hinter die Oberfläche gucken, anstatt alles und jeden mit unseren bedürftigen Projektionen zu überziehen? Was wissen wir eigentlich über Mandy? Was macht sie überhaupt so besonders, abgesehen davon, dass sie normschön ist? Mandy ist die einzige junge Person im Film, die nicht lästert, die nicht scharf auf Drogen und Sex ist, die andere nicht abwerten muss, um sich selbst zu erhöhen. Und gleichzeitig hat sie ein dunkles Geheimnis, für das sich niemand interessiert. Nur der etwas ältere Ranch-Angestellte Garth – ein mutmaßlich traumatisierter Veteran, der im Irak gekämpft hat – sagt Mandy auf den Kopf zu, dass sie anders ist als die anderen. Und meint es nicht als Anmache.

„All the Boys love Mandy Lane“ ist kein Meisterwerk und auch kein wirklich aufregender Horrorfilm. Es handelt sich aber auch nicht um einen Durchschnitts-Slasher, den man kurz nach dem Ansehen wieder vergisst. Dazu ist der Film zu nachdenklich, bricht teilweise mit Erwartungen und hat obendrein mit Amber Heard als Mandy Lane zumindest eine wirklich gute Schauspielerin im Cast. Rund ist dieser eigenwillige Film nicht, aber er erzeugt eine ganz eigene, entrückt-traurige Atmosphäre, die zumindest bei mir eine nachdenkliche Stimmung zurücklässt.

 

Trivia: Die Rolle der Mandy Lane wurde ursprünglich Emmy Rossum angeboten, die aber nicht in einem Slasher-Film mitspielen wollte. Amber Heard hingegen sagte in einem Interview:Es gibt so viele [Drehbücher], bei denen man das Gefühl hat, immer wieder über dasselbe Mädchen zu lesen. Und dann habe ich dieses Drehbuch gelesen und dachte, es sei wirklich anders und könne gut umgesetzt werden.“

Dass Garth die kranken Kühe der Ranch einschläfern musste, scheint ein belangloses Detail zu sein, könnte aber auch einen Hinweis darauf liefern, was die Motivation hinter den Morden sein könnte. Dazu passt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Natural Selection“. Eric Harris trug ein solches Shirt während des Columbine Highschool Massakers, das er im Jahr 1999 gemeinsam mit Dylan Klebold verübte.

Das Haupthaus der Ranch, das für den Filmdreh genutzt wurde, gehörte der Familie der Sängerin und Schauspielerin Hillary Duff. Angeblich soll dort der Geist eines kleinen Mädchens umgehen, dass in einem der Räume im ersten Stock erstickt ist. In der Nähe der Ranch befindet sich ein Friedhof mit 60 Gräbern aus dem frühen 19. Jahrhundert. Dort liegen die Toten einer Stadt, die nicht mehr existiert.

 

IMDB: 5.5 von 10

Letterboxd-Rating: 2.7 von 5                                                                                                      

Hopsy-Rating: 3 von 5

 

 

 

 

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