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Ruinen

Solider Dschungel-Horror

Australien, USA 2008

 Regie: Carter Smith               

 Laufzeit: 91 Minuten

 

Handlung: Amy und Stacy machen mit ihren boyfriends einen Urlaub in Mexico. Nachdem sie eigentlich nur am Pool und am Strand rumgehangen haben, kommt kurz vor ihrer Rückkehr in die USA noch ein interessantes Angebot: Ein junger Deutscher will seinen Bruder auf einer archäologischen Ausgrabungsstätte im Dschungel besuchen und bietet den vier Amis an, ihn zu Ruine eines unbekannten Maya-Tempels zu begleiten. Dort wartet allerdings ein ganz besonderer Schrecken auf die jungen Leute.

 

Besprechung: Das ist ein wundervoller Mittelklasse-Horrorfilme. Gern denke ich an Samstagabende, an denen ich früher als geplant aus der Stadt heimgekehrt bin und – mit dem Geschmack eines den sanften Bierrausch mildernden Döners im Mund –  noch mal in einen Kabelsender reingezappt habe. Und dort wurden mir dann, von Werbung zerstückelt, mittelprächtige Horrorfilme wie „Ruinen“ geboten, die aber für Zustand und Stunde genau das Richtige gewesen sind. Die Story ist nicht umwerfend, aber halbwegs frisch. Die Darsteller*innen werden nie einen Oscar bekommen, agieren aber solide genug, um in die Welt des Films eintauchen zu können. Und der Score ist nicht erinnerungswürdig, nervt aber auch nicht, sondern unterstützt gut die angenehm straff erzählte Handlung.

Zwar hat „Ruinen“ keinerlei psychologische Tiefe, keinen doppelten Boden und bietet sich sicher auch nicht zur umfassenden Analyse in einer filmwissenschaftlichen Doktorarbeit an, aber das Dschungel-Setting ist cool anzusehen und die Charaktere sind erstaunlich angenehm gezeichnet, vor allem, wenn man sie mit so vielen anderen amerikanischen Touristen in Horrorfilmen vergleicht, die gerne mal so ignorant wie rüde und so dummdreist wie dauergeil sind. Nein, hier bekommen wir vier Menschen Anfang 20 präsentiert, die auf gute Weise normal wirken. Vor allem Jeff hat es mir angetan, da kompetente und besonnene Männer, die es wirklich gut meinen, in Horrorfilmen der letzten beiden Jahrzehnte die Ausnahme sind.

Unheimlich ist der Film nicht, aber immerhin schön fies und mit ein paar blutigen Gemeinheiten garniert. Es wird recht körperlich in diesem schlichten, aber effektiven Film, in dem sich Survival- und Body-Horror mischen und der größtenteils bei grellem Tageslicht spielt. Die zentrale Bedrohung wirkt eher skurril als furchteinflößend, ja, mich hat sie ein bisschen an etwas erinnert, das in einer Donald-Duck-Geschichte auftauchen könnte. Wer will, kann hier also auch ein wenig lachen. 

Das alles ist solide inszeniert und geschauspielert, hat keine unnötigen Längen und steigert sich nach hinten raus.

 

Trivia: Es handelt sich bei „Ruinen“ um eine Verfilmung des Romans „The Ruins“ von Scott Smith. Eine deutsche Übersetzung ist unter dem Titel „Dickicht“ erhältich. Scott Smith schrieb auch das Drehbuch zu dem Film, der im englischsprachigen Original ebenfalls „The Ruins“ heißt. Das Buch entwickelte sich zu einem internationalen Bestseller und stand in Deutschland mehrere Wochen lang in der Bestseller-Liste des SPIEGEL.

Stephen King äußerte sich wohlwollend zu dem Film. Er sei „nicht ganz so unheimlich wie das Buch – auch wenn das Gefühl der Bestürzung und Unruhe wächst, sobald man als Zuschauer zu spüren beginnt, das niemand entkommen wird.“ Laut King würde sich „Ruinen“ an „Halloween gut in einer Doppelvorstellung mit Zack Snyders Remake von „Dawn oft he Dead“ machen.“

Es gibt zwei verschiedene Enden des Films. Das eine Ende zeigt Pflanzen, das andere einen Griechen vor einem Maya-Tempel. Das Pflanzen-Ende, das sich auf den DVD-Versionen des Films findet, wirkt auf mich runder.

Gedreht wurde der Film nicht in Mexico, sondern in Queensland, Australien.

 

IMDB: 5.9 von 10

Letterboxd-Rating: 2.8 von 5                                                                                                      

Hopsy-Rating: 2.5 von 5

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    steffelowski (Donnerstag, 10 Juli 2025 13:54)

    Da sind wir so ziemlich einer Meinung. Kein Meisterwerk, aber solide inszeniert mit angenehm glaubhaften Charakteren. Außerdem schön fies und eklig. Da hat man such was getraut.