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Die Schlange im Regenbogen

Starker Voodoo-Horrorthriller mit realistischem Einschlag

USA 1988

 Regie: Wes Craven                  

 Laufzeit: 98 Minuten

 

Handlung: Der Anthropologe und Pflanzenkundler Dennis Alan reist im Auftrag eines Pharmakonzerns nach Haiti, um dort eine „Zombiedroge“ aufzuspüren, die möglicherweise als neuartiges Anästhetikum vielen Menschen helfen und die Pharmafirma reicher machen kann. Vor Ort lernt Alan die Psychiaterin Marielle Duchamp kennen, die ihm bei der Recherche hilft. Diese führt die beiden tief in die Welt des Voodoo und zieht obendrein das Interesse des bokor Peytraud auf sich. Dieser auch politisch mächtige Voodoopriester ist nicht bereit, seine Geheimnisse ans Licht zerren zu lassen.

 

Besprechung: Wes Craven ist am bekanntesten für die auf ihn zurückgehenden Reihen „Nightmare on Elm Street“ und „Scream“. Deutlich weniger bekannt ist „Die Schlange im Regenbogen“, bei dem es sich um eine der ernsthafteren Annäherung an das Thema „Voodoo“ im Horrorfilm handelt. Tatsächlich wirkt der Film an manchen Stellen fast dokumentarisch, denn die Originalschauplätze und schwarzen Darsteller*innen erzeugen eine enorm glaubhafte Atmosphäre. Da auch die Story nicht von der Stange ist, sondern auf ein Sachbuch zurückgeht, vermittelt der Film einen tieferen Einblick in die Glaubens- und Symbolwelt des Voodoo, ohne dabei schulmeisterlich oder hölzern zu wirken. Das liegt vor allem daran, dass Craven seinen Wurzeln in der Unterhaltung treu bleibt, was Fluch und Segen des einzigartigen Films ist. 

Sicher ist es gut, dass hier immer genug passiert, um auch einen anthropologisch eher wenig interessierten Zuschauer bei der Stange zu halten. Neben atmosphärischen Settings, einem tollen percussionslastigen Score und klassischen Gruselszenen bietet der Film auch einige wenige Schock- und Splattereffekte, sowie eine unangenehme und gut vorbereitete Folterszene. Dabei ist der Film durchaus ein Horrorfilm, kann aber auch den Genres „Abenteuer“ und „Thriller“ zugerechnet werden. Der Haken des B-Movie-Charmes von „Die Schlange im Regenbogen“ ist allerdings, dass er die authentische Anmutung des Films zumindest im letzten Drittel untergräbt und Voodoo hier dann doch tendenziell zur Inspiration für eine Geisterbahn herhalten muss. Auch ist Bill Pullmann in der Hauptrolle ein zweischneidiges Schwert. Nicht, weil er schlecht spielt, sondern weil er anders als die schwarzen Darsteller*innen im Film mit seiner Verkörperung des all american hero immer wieder daran erinnert, dass man hier letztlich einen Hollywood-Film sieht. Allerdings einen außergewöhnlichen, der zumindest mir große Lust darauf macht, fremde Kulturen besser kennen zu lernen, zum Beispiel die faszinierende Welt des haitianischen Voodoo. 



Dabei streift der Film auch in fiktionalisierter Form den Missbrauch des Voodookultes durch die politische Kaste, wie er real unter der Diktatur von François Duvalier (1907-1971) vorkam. Duvalier, der auch als „Papa Doc“ bekannt war, inszenierte sich als mächtiger Voodoopriester und beeindruckte seine Anhänger so, wie er seine Gegner in Angst und Schrecken versetzte: mit angeblich magischer Macht, die auch ein paar sehr weltliche Elemente hatte. Mehr dazu, findet sich zum Beispiel hier und hier.

 

Trivia: Das oberste Geistwesen (Loa) im Voodoo ist Damballah, der sich genau wie seine Frau Ayida Wédo als (Regenbogen-)Schlange manifestiert.

Der Film basiert auf dem erzählenden Sachbuch „The Serpent and the Rainbow: A Harvard Scientist's Astonishing Journey into the Secret Societies of Haitian Voodoo, Zombies, and Magic“, mit dem der Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Wade Davis 1986 einen Bestseller landete. In dem wissenschaftlich umstrittenen Buch erläutert Davis, dass auf Haiti „Zombies“ wie ein Mann namens Clairvius Narcisse durch Tetrodotoxin in ihren Zustand versetzt und darin gehalten werden. Kulturelle Überlieferungen und Bräuche würden den Prozess der „Zombiefizierung“ unterstützen. Der Filmcharakter Christophe Durand ist an den im Buch porträtierten Clairvius Narcisse angelehnt.

Gedreht wurde der Film an Originalschauplätzen auf Haiti und in Boston. Da während der Dreharbeiten politische Unruhen auf Haiti ausbrachen und die Behörden die Sicherheit der Filmcrew nicht garantieren wollten, wich man allerdings schließlich nach Santo Domingo in der Dominikanischen Republik aus.

Die ursprüngliche Filmfassung war laut der 71. Ausgabe des Magazins Fangoria drei Stunden lang. Wes Craven merkte, dass das zu lang und in seinen Augen auch zu geschwätzig war und präsentierte bei ersten Testvorführungen eine auf 98 Minuten gekürzte Fassung, die später dann auch so in die Kinos kam.

Bill Pullmann spielt hier in seinem ersten Horrorfilm. Während der Dreharbeiten stand er gemeinsam mit einem Jaguar, einer Tarantel und einer Viper vor der Kamera.

 

IMDB: 6.4 von 10

Letterboxd-Rating: 3.3 von 5                                                                                                      

Hopsy-Rating: 3.5 von 5

 

 

 

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