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Hostel: Part 2

Harter Stoff

USA, Tschechien 2007

 Regie: Eli Roth                  

 Laufzeit: 94 Minuten

 

Handlung: Drei Amerikanerinnen, die in Rom Kunststudieren, lassen sich von einem Aktmodell dazu motivieren, in einen schönen kleinen Ort in der Nähe von Bratislava zu reisen. Dort sollen Inspiration und hübsche Männer auf sie warten. Aber wir wissen natürlich, was hier wirklich gespielt wird.

 

Besprechung: Regisseur Eli Roth hatte nach der Fertigstellung des ersten Teils mit einigen Problemen mit der Zensurbehörde gerechnet, konnte Hostel 1 aber ohne Kürzungen in die Kinos bringen. Das könnte erklären, warum beim zweiten Teil die Pferde mit ihm durchgehen. Anders gesagt: Der zweite Teil ist so brutal, wie es sich auf den Schulhöfen der Welt über den ersten Teil erzählt wurde. Die Kritik hier bezieht sich dabei – wie üblich – auf die ungeschnittene Fassung, die Streaminganbieter in Deutschland (eigentlich) nicht anbieten. Man erkennt diese Fassung daran, dass am Ende Fußball gespielt wird. Und an einer Szene etwa in der Mitte des Films, bei der man danach erst einmal eine Weile Luft holen, ein Glas Wasser trinken und einen kleinen Gang durch den Park machen dürfte.

Roth hat aber auch noch auf andere Weise aus den Rückmeldungen auf seinen ersten Hostel-Film gelernt. Den Vorwurf, die Frauen seien dort entweder Opfer oder böse Lockvögel und die Männer notgeile Vollidioten, begegnete er im zweiten Teil damit, dass er drei Frauen zu den Hauptfiguren machte. Diese orientieren sich in der Charakterisierung deutlich an den Jungs aus Teil 1. Das heißt, es gibt ein Mauerblümchen, eine wilde Partymaus und eine, die so lebenstüchtig wie vernünftig und empathisch ist. Die Schauspielkunst ist auch in Hostel 2 nicht herausragend – in kleinen Nebenrollen wurden wieder Laien besetzt – in meinen Augen aber ausreichend. Vor allem sind die weiblichen Charaktere hier um einiges sympathischer als die dudes aus Hostel, was den Film spannender und die Gewalt schwerer erträglich macht.

Zwar beginnt der Film in etwa da, wo Teil 1 endet, ist aber inhaltlich mehr ein Remake mit anderen Charakteren als eine Fortsetzung. Um die Sache interessant zu halten, zeigt uns Hostel 2 mehr vom Elite Hunting Club und seinen Hinterleuten. Außerdem folgt der Film nicht nur den Opfern, sondern auch zwei befreundeten Männern, die sich erstmals im Leben etwas Folter- und Mordspaß gönnen wollen. Der eine lädt ein, der andere ist noch etwas unschlüssig. Diese Einblicke sind durchaus sehenswert, tragen aber in meinen Augen dazu bei, den Elite Hunting Club ein bisschen zu entmystifizieren. Er wirkt jetzt eher wie eine Verschwörung aus einem überspannten Schwedenthriller als wie eine schattenhafte, aber durchaus real vorstellbare Zusammenkunft kranker Leute.

Insgesamt sieht man dem Film an, dass mehr Budget und Erfahrung zur Verfügung standen. So gibt es optisch reizvolle Szenen wie ein Erntefest, oder den Besuch eines Spas oder einer mondänen Villa. Die weiblichen Hauptfiguren sind weniger bescheuert als ihre männlichen Gegenstücke aus Teil 1, Beth ist sogar richtig sympathisch. Dramaturgisch ist der Film befriedigender, intellektuell ist hingegen Hostel 1 wahrscheinlich aufregender, weil er die größere Reibung erzeugt und auch die von den Amis unverstandene Fremde stärker thematisiert. Letztlich finde ich beide Filme ziemlich eigenständig, für damals frisch bis bahnbrechend und durchaus sehenswert, wenn man diesen kranken Scheiß abkann.   

Warnung: Der Film zeigt mörderische Gewalt gegen ein Kind.

Hinweis: Hostel 3, gedreht von Scott Spiegel, hat zwar ein paar neue Ideen und einen guten Auftakt, ist aber insgesamt mit Abstand der schwächste Teil der Reihe.

 

Trivia: Die ersten beiden Hostel-Filme spielten bei Kosten von 15 Millionen Dollar 115 Millionen Dollar ein, so dass Hostel zu den erfolgreichsten Horrorfilmreihen zählt.

Die ungeschnittene Fassung von Hostel 2 wurde in Deutschland beschlagnahmt, das heißt, sie unterlag einem Verbreitungsverbot und durfte nicht verkauft oder vermietet werden. Diese Beschlagnahmung wurde im März 2022 aufgehoben, der Film bleibt aber weiterhin indiziert, darf also nicht beworben werden.

Eli Roth hat hier wieder einen sehr kurzen Cameo-Auftritt, diesmal als abgeschlagener Kopf. Während Ruggero Deodato als sadistischer Kannibale in Erscheinung treten darf. Deodato drehte den fragwürdigen Film „Cannibal Holocaust“ und hat sich während der Dreharbeiten daran nicht gerade als edler Charakter hervorgetan.

Für Hostel 2 konnte Eli Roth mit Edwige French und Luc Merenda zwei Schauspielgrößen gewinnen, die ihre Karriere bereits beendet hatten. French spielt die „Kunstprofessorin“, Merenda den italienischen Kommisar in der Krankenhausszene zu Beginn.

Da Eli Roth dafür kritisiert worden war, dass in Hostel so viel nackte Haut gezeigt worden war, zeigt Hostel 2 recht früh einen nackten Mann und im Finale sogar einen Penis. Auch auf eine andere Kritik reagierte Roth: In Hostel behauptet ein Lockvogel, in der Slowakei herrsche wegen des nicht lange zurückliegenden Krieges Männermangel, was die US-amerikanischen Rucksacktouristen einfach so glauben. Gerade Menschen aus der Slowakei warfen Roth vor, die Slowakei mit Kroatien, Bosnien oder dem Kosovo zu verwechseln. In Hostel 2 wird darauf richtigstellend Bezug genommen.

 

IMDB: 5.5 von 10

Letterboxd-Rating: 2.7 von 5                                                                                                      

Hopsy-Rating: 4 von 5

 

 

 

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