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Final Destination

Originell, dämlich, unterhaltsam

(Besprechung der Teile 2 bis 5 weiter unten)

 

USA 2000

 Regie: James Wong                   

 Laufzeit: 98 Minuten

 

Handlung: Ein paar Menschen überleben wegen eines Wahrtraums sehr knapp einen Flugzeugabsturz und werden deswegen vom Tod persönlich heimgesucht. Denn der will sich seinen Plan nicht kaputtmachen lassen.

 

Besprechung: Man ahnt es schon anhand der kurzen Inhaltsangabe: Die Prämisse ist so bescheuert wie genial. Fängt man an, etwas länger darüber nachzudenken, weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Andererseits ist die Idee, einen Slasherfilm ohne Killer zu inszenieren, nicht nur ziemlich cool, sie hat auch für eine ziemlich unterhaltsame Reihe gesorgt, deren aktueller Teil gerade in den Kinos läuft.  De Tode, die der um seine Beute betrogenen Sensenmann als scheinbare Unfälle ins Werk setzt, sind unheimlich, unterhaltsam, fies und (unabsichtlich) ziemlich lustig. Gerade im letzten Drittel des Films kommen regelrecht Slapstick-Momente vor. Man kann dabei an Tom und Jerry denken, oder an die schwarzhumorigen Cartoons eines Rube Goldberg.

Der erste Teil gibt sich dabei noch recht bodenständig und behält trotz lustiger Momente doch einen eher ernsten Grundton. Tatsächlich eignet sich der Film gar nicht übel als Ausgangsmaterial für ein Gespräch mit Teenagern über Tod, Endlichkeit, Ängste und die Schuldgefühle von Überlebenden. Die Teenager sind zwar die typischen US-Teenie-Horrorfilm-Teenager ihrer Zeit, aber immerhin sind die beiden Hauptfiguren (solide gespielt von Devon Sawa und Ali Larter) mehr als Karikaturen und verkörpern nicht den Chad und Tussi von der Stange. Das macht es auch einfacher, über ein paar dumme Sprüche und nerviges männliches Dominanzverhalten hinwegzusehen. Und dann ist da noch Tony Todd, der einen kurzen aber denkwürdigen Auftritt als Leichenbestatter hat.

Score und Cinematography sind typische Produkte der Spätneunziger-Hollywood-Filme. Dank eines Budgets von 23 Millionen Dollar ist das Ganze recht ansehnlich ausgestattet, die Kameraarbeit hat mir sogar richtig gut gefallen. Außerdem gibt es ein paar nette Songs, wie „Into the Void“ von Nine Inch Nails oder „All the Candles in the World“ von Jane Siberry. Und Todesszenen wie die im Badezimmer setzten Maßstäbe für die kommenden Teile: alltagsnah, unangenehm, gruselig, und auf verdrehte Weise unterhaltsam.

Der Film ist kein Meisterwerk, aber da er damals ähnlich wie „Scream“ frischen Wind in die erschlafften Segel des Slasher-Genres geblasen hat, gebe ich ihm freundliche 3.5 Sterne.

Warnung: Wer an Flugangst leidet, meidet diesen Film besser oder nutzt ihn zur Desensibilisierung. Oder überspringt die ersten 20 Minuten.

 

Trivia: Der Film war ein großer finanzieller Erfolg und spielte fast das Fünffache seines Budgets ein. Außerdem sahnte er etliche Preise ab und kam bei vielen Horrorfans weltweit gut an. Das dürfte auch an dem ausgeklügelten production design von John Willet gelegen haben, der – im Zusammenspiel mit dem Score von Shirley Walker – Alltagsszenen durch subtile Veränderungen (zum Beispiel von Lichtverhältnissen) ins Fremdartige und Bedrohliche kippen ließ.

Die von Jeffrey Reddick verfasste Story des Films sollte ursprünglich für eine Episode der TV-Serie „Akte X“ benutzt werden. Sie wurde einerseits durch den Film „Nur Tote überleben“ (1983) inspiriert, und andererseits durch eine Geschichte, die der Autor Reddick gehört hatte: Aufgrund einer dunklen Vorahnung riet eine Mutter ihrer Tochter ihren Flug zu verschieben. Die Maschine, mit der die Tochter ursprünglich fliegen wollte, stürzte ab.  

Die meisten Charaktere im Film wurden nach Regisseuren von und Stars aus alten Horrorfilmen benannt. Zum Beispiel nach Val Lewton, Lon Chaney oder Max Schreck.

Wem Clears Hütte in dem Film bekannt vorkommt: Ein Jahr vorher wurden hier Szenen für „Lake Placid“ (1999) gedreht.

 

IMDB: 6.7 von 10

Letterboxd-Rating: 3.2 von 5                                                                                                      

Hopsy-Rating: 3.5 von 5

 

// HOPSYS GEDANKEN

 

Hier folgen nun kurze Besprechungen und Bewertungen der Teile 2 bis 5. Dem aktuellen letzten Teil widme ich eine eigene Rezension.

Final Destination 2 (2003)

Schneller, härter, lustiger. Der zweite Teil macht vieles richtig. Mit Kimberly hat er eine gute weibliche Hauptfigur, Clear (Ali Larter) aus dem ersten Teil darf auch noch einmal mitmischen und der Leichenbestatter William Bludworth (Tony Todd) sowieso. Die nachdenklichen und manchmal auch unheimlichen Töne aus dem ersten Teil werden hier allerdings kaum noch angestimmt. Dafür gibt es mehr Action und Augenzwinkern, und ja, auch noch mehr dumme Sprüche. Ja, so ging es damals zu, Freunde! Millenials und die Gen Z werden wahlweise angewidert die Nase rümpfen oder neidisch nicken. So oder so: Die Eröffnungssequenz auf der Autobahn ist sicher die ikonischste der ganzen Reihe. Dieses Szenario kennen sogar manche Menschen, die von „Final Destination“ noch nie gehört haben. Die zweite Hälfte des Films fand ich allerdings etwas weniger stark als die erste. Der Score ist wieder typisch 90er-Hollywood-Kino und dabei leider etwas nerviger als im ersten Teil. Die Prämisse bleibt faszinierend und dämlich und ich glaube, die Reihe hat mich jetzt am Haken. Die Allgegenwart des Todes in seiner Slapstickvariante ist einfach fesselnd. Besonders toll – abgesehen von der Autobahn – finde ich die Sequenz im Krematorium mit dem zwielichtigen Bestatter. Die ist tatsächlich gleichzeitig lustig, gruselig und etwas eklig.

Hopsy-Rating: 3.5 von 5 Sternen

 


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Final Destination 3 (2006)

Der dritte Teil der Reihe gefällt mir nicht weniger als Teil 1 und Teil 2. Zwar ist das hier nur "more of the same" und die Tode sind auch nicht spektakulärer als im saftigen zweiten Teil, aber zum einen hat mich bereits in den ersten Minuten einen Wendy (stark gespielt von Mary Elizabeth Winstead) in den Bann gezogen, und zum anderen liebe ich die lange, atmosphärische Kirmes/Achterbahn-Eröffnungs-Sequenz. Der Rest ist trotz einiger weniger Längen grundsolide. Tonal verbindet der dritte Teil den eher humoristischen, augenzwinkernden Ansatz von Teil 2 mit dem Ansatz aus Teil 1, in dem Tod, Verlust und die Schuldgefühle der Überlebenden ernsthaft und sogar mit einem gewissen Tiefgang thematisiert werden. Also im Rahmen eines Teeniehorrorfilms. Diese Mischung funktioniert erstaunlich gut. Weniger gut funktionieren die sexistischen Witzeleien, die man damals wahrscheinlich für "frech" hielt. Andererseits waren das eben auch die Zeiten, in denen man so etwas Geiles wie die Solariums-Szene einfach durchgezogen hat.

Hopsy-Rating: 3 von 5 Sternen


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The Final Destination (2009)

Das ist der bisher blutigste und teuerste Film der Reihe und zugleich der langweiligste. Die CGI-Effekte sind nicht so toll und die Teenies besonders öde. Das Schlimmste ist aber, dass die Story diesmal nicht nur komplett vohersehbar ist, sondern auch so erzählt wird, als sei eh alles egal und das Publikum bestünde eh nur aus betrunkenen, unkonzentrierten Spätpubertierenden (wie mir!). Etwas Unterhaltsames hat der Film dennoch, wie die Figur des selbstverliebten Hunt und die Schwimmbadszene, oder die kurz erwähnten Selbstmordversuche des Sicherheitsmanns George. Aber letztlich hat man hier nichts, was es nicht in den ersten drei Teilen schon besser gab, außer ein paar zerfetzte Leiber mehr.

Hopsy-Rating: 2 von 5 Sternen


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Final Destination 5 (2011)

Wie schon der Teil davor hat der hier satte 40 Millionen Dollar gekostet, verlässt sich stark auf (spätestens heutzutage) fragwürdige CGI und ist ziemlich brutal und nicht besonders atmosphärisch. Aber die Charaktere sind besser gezeichnet und die Story nicht so lieblos hingerotzt. Hauptfigur Sam (Nicholas D’Agosto) ist hübsch anzusehen und sympathisch, der Rest der Truppe verhält sich halbwegs nachvollziehbar und der Leichenbestatter (Tony Todd) ist auch endlich wieder dabei. Das ergibt insgesamt ein stimmiges Paket mit einigen schönen Toden. Sonderbar ist allerdings: FD5 beginnt musikalisch wie ein Bond-Film und optisch wie eine Abschlussarbeit von Motiondesignern der Fachhochschule Düsseldorf. Und klar: Auch hier wieder wird die beliebte Methode verwendet, sexistische und rassistische Witze zu bringen und gleichzeitig, die Person, die sie reißt, als gemein und bestrafungswürdig darzustellen. Das gute alte: Den Kuchen essen und ihn trotzdem behalten.

Hopsy-Rating: 3 von 5 Sternen

 

 

 

 

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