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Anything for Jackson

Ein Dämonenfilm der anderen Art

Kanada 2020

 Regie: Justin G. Dyck                

 Laufzeit: 97 Minuten

 

Handlung: Ein älteres Paar trauert um den Tod seines Enkels Jackson. Anstatt jedoch nur Trübsal zu blasen, entführen die beiden Rentner-Satanisten eine schwangere Frau, um in einem schwarzmagischen Ritual deren ungeborenes Kind von Jacksons Geist besetzen zu lassen. Bei der Beschwörung geht aber etwas schief und es melden sich andere Kandidaten aus dem Fegefeuer.

 

Besprechung: Die Prämisse klingt verstiegen, aber der Film genießt unter nicht wenigen Horrorfans einen ziemlich guten Ruf und hat fast ausschließlich positive Kritiken erhalten. Aufgrund der zu mir schwappenden Begeisterung hatte ich etwas mehr erwartet. Ja, Regisseur Justin G. Dyck und Drehbuchautor Keith Cooper können mit ihrer Idee von einem „umgekehrten Exorzimus“ inhaltlich dem arg ausgelutschten Exorzismus/Besessenheits-Subgenre neue Facetten abgewinnen. Und ja, die biederen – und keineswegs rundum unsympathischen – Satanisten, die eigentlich von stockkonservativen Christen nicht zu unterscheiden sind, sorgen für Freude. Aber wir kennen solche Leute natürlich schon aus "Rosemaries Baby". Schön ist auch, dass die Geschichte eigenständig und nicht zu vorhersehbar ist. Die Mischung aus kauzigem Spaß, psychologischem Horror und Dämonengrusel verrät Liebe fürs Genre, funktioniert für mich aber nicht durchgängig. Es wäre in meinen Augen besser gewesen, sich klar für eine Richtung zu entscheiden. So wirkt der Film gerade in der zweiten Hälfte etwas unentschlossen und fahrig.


Anders als viele Kritiker*innen bin ich auch von der Schauspielkunst im Film nicht so angetan. Ähnlich wie die Ausstattung bewegt sich die Performance der Darsteller auf dem Niveau einer soliden TV-Produktion. In diesem Rahmen sind die Horroreffekte allerdings ziemlich gut geraten und gehören zu den Glanzlichtern des Films. Auch der Score ist in meinen Ohren überdurchschnittlich. Die Kameraarbeit wiederum ist mal gut, mal mittel, mal schlecht, so als hätten hier verschiedene Menschen das Sagen gehabt. Kurz: Ich mochte den Film, und besonders den jungen Satanisten Ian, war aber nicht begeistert. Das liest sich womöglich negativer als es gemeint ist, denn „Anything for Jackson“ ist durchaus sehenswert, allein wegen seiner cleveren und effektiven Eröffnungssequenz.


P.S.: Das Ende des Films ist nicht so offen, wie man denken könnte, wenn man nicht so genau aufgepasst hat.

 

Trivia: Das Satanisten-Paar wird von Julian Richings (u.a. „Naked Lunch“, „Wrong Turn“ und „The VVitch“) und Sheila McCarthy (u.a. „Antiviral“ und „Woman Talking“) gespielt. 


Regisseur Dyck hat vor „Anything for Jackson“ nur ein paar TV-Filme gedreht, die meisten davon waren familienfreundliche Weihnachtsfilme. Schon früh hatte er den Plan, mit diesen netten Schmonzetten seinen ersten Horrorfilm zu finanzieren.


Das Haus, das als hauptsächlicher Drehort für den Film diente, gehört Drehbuchautor Keith Cooper. Die Szenen im Schlafzimmer der Eheleute und in der Kellerwohnung von Jungsatanist Ian wurden allerdings im Haus von Justin G. Dyck gedreht. So sparten die beiden Filmemacher Geld.


Wer sich das schwarzmagische Buch näher ansieht, entdeckt darin den lateinischen Satz „Tibi gratias ago tibi, quia propinqua est quaeritis". Wer Latein oder DeepL kann, versteht den Scherz: „Danke, dass du so genau hinschaust.“

 

IMDB: 6.3 von 10

Letterboxd-Rating: 3.3 von 5                                                                                                      

Neft-Rating: 3 von 5

 

 

 

 

 

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