Erstaunlich schwaches Remake von John Carpenter

• USA 1995
• Regie: John Carpenter
• Laufzeit: 99 Minuten
Handlung: Wie schon in „Das Dorf der Verdammten“ aus dem Jahr 1960 fallen hier die Bewohner eines Örtchens namens Midwich – diesmal allerdings klar in den USA angesiedelt – plötzlich in Ohnmacht. Nach ein paar Stunden wachen sie wieder auf, als ob nichts geschehen wäre. Neun Monate später allerdings bekommen erstaunlich viele Frauen ein Baby.
Besprechung: Was habe ich mich auf den Film gefreut: Eine Modernisierung des interessanten, damals aber etwas altbacken servierten Stoffes von „Das Dorf der Verdammten“, und dann auch noch von John Carpenter, einem Meister des Horrorfilms, der mit „Halloween“, „The Fog“ oder „Das Ding aus einer anderen Welt“ unsterbliche Klassiker geschaffen hat. Auch sein 1994 in die Kinos gebrachter Film „Die Mächte des Wahnsinns“ konnte immer noch überzeugen. Was also sollte schon schiefgehen?
Der Film fängt sehr stimmungsvoll an: Kamerafahrten über eine ländlich wirkende Insel, dazu bedrohlich-atmosphärische Musik, eine fast schon entrückte Aufnahme flüchtender Rehe, während ein Schatten über die Felder zieht. Leider war das bereits das Beste am Film. Zumindest für mich. Ja, Carpenter modernisiert den Stoff leicht. Frauen sind hier nicht nur dekorative Randfiguren, es gibt eine längere Geburtsszene (was 1960 noch „unschicklich“ gewesen wäre), und Kirstie Alley als abgebrühte Wissenschaftlerin ist schon ziemlich cool. Davon abgesehen holt Carpenter aber nichts Neues aus dem Material heraus, das dadurch belangloser wirkt als in Zeiten des Kalten Krieges. Vor allem aber wirken die Kinder hier weder faszinierend noch unheimlich, sondern hauptsächlich albern. Die bunte Farbgebung tut ihnen nicht gut, ihre gebleichten Haare sehen scheiße aus, und die Klamotten wirken hier wie aus dem Manufactum-Katalog zusammengekauft. Der Film kann sich auch nicht entscheiden, ob er einen ernsten oder heiteren Ton anschlagen, ob er schocken oder amüsieren will. Die Musik von John Carpenter und David Davies ist diesmal – abgesehen von der coolen Eröffnungssequenz – so belanglos wie die gesamte Inszenierung mit ihren halbherzigen Denkanstößen und mittelprächtigen Horroreffekten. Die Charaktere sind flach, das Pacing lahm und Schauspieler*innen wie „Superman“ Christopher Reeves oder Linda Koszlowski aus „Crocodile Dundee“ scheinen irgendwie nicht zu wissen, was sie in der Geschichte machen sollen, und entscheiden sich dann für dumm Gucken (Reeves) oder Overacting (Koszlowski). Eine eher triste Angelegenheit.
Trivia: John Carpenter erklärte, dass er als Zwölfjähriger „Das Dorf der Verdammten“ gesehen hat und aus mehreren Gründen nachhaltig beeindruckt gewesen ist. Außerdem habe er sich in eines der Mädchen aus der spezialbegabten Kinderschar verguckt, sein erstes love interest. Deswegen wollte er dieses Remake drehen. Er sah es als „Drama“ für Babyboomer und Mittelklasse-Mainstreampublikum. Da der Film immerhin 22 Millionen Dollar gekostet hat, musste er zwangsläufig auf ein größeres Publikum zugeschnitten sein. Die Rechnung ging allerdings nicht auf: „Das Dorf der Verdammten“ spielte in den USA keine 10 Millionen Dollar ein und wird so gut wie nie erwähnt, wenn es um die Filme John Carpenters geht.
Das dürfte vor allem daran liegen, dass trotz der Begeisterung des jungen Carpenters fürs Original das Remake wie eine lustlose Auftragsarbeit wirkt. Passenderweise sagte er 2011 in einem Interview im Magazin „Vulture“, er habe keine Leidenschaft in Bezug auf den Film und sei einfach nur froh gewesen, eine vertragliche Verpflichtung abarbeiten zu können.
IMDB-Rating: 5.6 von 10
Letterboxd-Rating: 2.8 von 5
Neft-Rating: 2 von 5
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